Menschlich enttäuscht vom Chef: Wie damit umgehen?
Wenn man von seinem Vorgesetzten menschlich enttäuscht ist, dann steckt meist mehr dahinter als auf den ersten Blick ersichtlich. Oft klaffen Erwartungen und Wirklichkeit auseinander. Chefs jonglieren gerne mit zahllosen Anforderungen, die sich manchmal widersprechen und konträr zu den eigenen Vorstellungen sind. Missverständnisse sind dann vorprogrammiert und bilden oftmals Stolpersteine.
Was tun, wenn man von seinem Chef menschlich enttäuscht ist?
Vage Zusagen oder zweideutige Äußerungen nähren zudem falsche Hoffnungen. Auch unterschiedliche Schwerpunktsetzungen sorgen für Frust, denn was ein Mitarbeiter als unverzichtbar erachtet, stuft der Chef vielleicht als völlig nebensächlich ein. Aber auch äußere Zwänge wie Budgetvorgaben oder Marktdruck engen den Handlungsspielraum von Führungskräften ein. Das führt mitunter zu Entscheidungen, von denen man sich persönlich vor den Kopf gestoßen fühlt, obwohl dies überhaupt nicht die Absicht des Vorgesetzten war. Zudem prägen natürlich auch individuelle Charakterzüge und der Führungsstil das Verhalten von Vorgesetzten.
Oftmals lohnt sich aber auch ein Blick in den Spiegel, um zu hinterfragen, ob die eigenen Erwartungen überhaupt realistisch waren. Wurden sie klar kommuniziert? Unausgesprochene oder überzogene Ansprüche enden nämlich meistens in Ernüchterung. Wer die Hintergründe ausleuchtet, legt den Grundstein für einen produktiven Umgang mit der Enttäuschung und eröffnet sich so Chancen, um die Zusammenarbeit zu verbessern und dadurch persönlich zu wachsen.
Kommunikation als Schlüssel zur Lösung
Wenn es im Job knirscht, dann hilft oft nur eins, nämlich darüber reden. Viele Zerwürfnisse zwischen Angestellten und Vorgesetzten wurzeln in Missverständnissen oder unausgesprochenen Erwartungen. Ein klärendes Gespräch kann die Wogen oftmals schnell glätten und neue Perspektiven eröffnen. Dabei gilt es aber, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Besser ist es, besonnen und ohne Vorwürfe in das Gespräch zu starten. Handfeste Beispiele machen das Problem greifbar und helfen beiden Seiten, die Situation besser zu verstehen. Die eigenen Gefühle sollten dabei offen, aber nicht anklagend kommuniziert werden.

Genauso wichtig ist es aber auch, dem Chef die Chance zu geben, seine Sichtweise darzulegen. Denn oft stecken hinter fragwürdigen Entscheidungen ganz rationale Gründe. Wer beide Seiten der Medaille objektiv betrachtet, kann Spannungen abbauen und Lösungen finden. So ein Austausch braucht etwas Zeit und Feingefühl. Im Idealfall entstehen daraus Ideen, wie künftige Missverständnisse vermieden werden können. Manchmal wächst aus einer solchen Krise sogar eine bessere Zusammenarbeit, vorausgesetzt, beide Seiten sind bereit, aufeinander zuzugehen und neue Wege zu beschreiten.
Dokumentation: Vorfälle sachlich festhalten
Anstelle in Frust zu versinken, lohnt sich ein nüchterner Blick auf das Geschehen. Wer Vorfälle sachlich festhält, schafft eine solide Basis für spätere Gespräche. Dabei gilt: je frischer die Erinnerung, desto besser. Am besten notiert man zeitnah, was wann und wo passiert ist. Wer war dabei? Was wurde gesagt? Jedes Detail zählt. Besonders wichtig ist es, die Worte des Chefs möglichst genau wiederzugeben. Eigene Gefühle und Ansichten haben in dieser Dokumentation nichts zu suchen.
Eine solche Aufzeichnung ist Gold wert und hilft Ihnen, wenn es doch einmal hoch hergehen sollte. In Gesprächen mit Ihrem Chef oder der Personalabteilung, ist man so in der Lage, die Fakten klar und sachlich auf den Tisch zu legen. Gleichzeitig wird einem Vergessen der Situation sowie den Details vorgebeugt. Wer Konflikte so angeht, zeigt Professionalität und behält einen kühlen Kopf. Es signalisiert, dass es hier um die Sache geht und nicht um persönliche Befindlichkeiten. Oft lassen sich Probleme so leichter aus der Welt schaffen, als es zu Beginn vielleicht den Anschein hatte. Nebenbei schult man zudem noch die eigene Fähigkeit, auch in heiklen Situationen immer die „Contenance“ zu bewahren.

Unterstützung suchen: Kollegen und Mentoren einbeziehen
Wenn der Chef einen vor den Kopf stößt, kann ein Gespräch mit vertrauenswürdigen Kollegen oder Mentoren Klarheit bringen. Vertraute Kollegen sehen oftmals Dinge, die man selbst übersieht, und haben vielleicht schon ähnliche Situationen durchgestanden. Altgediente Kollegen kennen die ungeschriebenen Gesetze der Firma. Sie spüren, ob der Chef mal einen schlechten Tag hat oder ob sein Verhalten Methode hat. Ihr Insiderwissen ist unbezahlbar, um die Lage richtig einschätzen zu können.
Mentoren, ob aus der Firma oder von außerhalb, bringen oft den nötigen Abstand mit. Sie können unvoreingenommen urteilen und haben oft gute Ideen parat, wie man aus der Klemme wieder herauskommt. Aber Vorsicht bei der Wahl der Gesprächspartner, denn es sollten Leute sein, die schweigen können. Solche Gespräche helfen oft, den Kopf wieder freizubekommen und die ganze Sache nüchtern zu betrachten. Manchmal tun sich dadurch auch neue Wege auf oder man versteht zumindest besser, wie der Hase in der Firma läuft.
Lösungsorientiert handeln: Konstruktive Vorschläge entwickeln
Wenn man enttäuscht von seinem Chef ist, dann bringt „Herumheulen“ rein gar nichts. Viel besser ist es, die Lage als Chance zu sehen. Erst einmal tief durchatmen und nüchtern hinschauen, was da eigentlich genau schiefläuft? Gefühle beiseite, denn jetzt zählen nur noch Fakten. Mit einem klaren Kopf lassen sich dann brauchbare Ideen entwickeln. Solche Ideen müssen Hand und Fuß haben und sollten allen was bringen. Je durchdachter die Vorschläge, desto eher findet man offene Ohren.
Dann heißt es, Ärmel hochkrempeln und dem Chef die Pläne vorstellen. Ein konstruktives Gespräch auf Augenhöhe ist der Schlüssel zum Erfolg. Wer Lösungen anbietet, statt nur zu meckern, räumt nicht nur aktuelle Stolpersteine aus dem Weg, sondern er sorgt auch dafür, dass das Betriebsklima davon profitieren kann. Nachfolgend fünf Tipps, die man anwenden kann, wenn man von seinem Chef enttäuscht wurde:
- Ein offenes Gespräch führen: In einem ruhigen Moment die Situation sachlich ansprechen, um Missverständnisse zu klären.
- Eigene Erwartungen überdenken: Reflektieren, ob die eigenen Erwartungen realistisch oder zu hoch angesetzt waren.
- Lösungsvorschläge erarbeiten: Nicht nur Kritik äußern, sondern konkrete Verbesserungsmöglichkeiten vorschlagen.
- Emotionen im Griff behalten: Wut oder Frustration nicht vorschnell äußern, sondern überlegt reagieren.
- Zukunftsperspektiven abwägen: Falls keine Besserung in Sicht ist, sollte man auch andere berufliche Optionen prüfen.

Exit-Strategie: Wann ein Jobwechsel sinnvoll sein kann
Manchmal ist es aber auch einfach, an der Zeit zu gehen. Wenn die Zusammenarbeit mit dem Chef zur Qual wird, kann ein Neustart die beste Option sein. Doch Vorsicht, denn vorschnelle Entscheidungen bereut man oft. Sinnvollerweise sollte man erst einmal alle Möglichkeiten im Unternehmen ausloten. Vielleicht hilft ein Gespräch mit der Personalabteilung oder ein Wechsel in ein anderes Team? Erst wenn diese Wege ausgereizt sind, macht es Sinn, sich nach externen Jobangeboten umzusehen.
Eine neue Stelle bedeutet die Chance auf ein besseres Arbeitsklima und neue Herausforderungen. Eine gute Vorbereitung ist hier das A und O. Was ist einem wirklich wichtig? Welche Firmenkultur passt zu den eigenen Vorstellungen? Diese und viele andere Fragen sollte man sich im Vorfeld stellen und auch beantworten können. Eine gründliche Recherche, möglichst ohne Zeitdruck von potenziellen Arbeitgebern, zahlt sich in jedem Fall aus. So lässt sich die Gefahr minimieren, vom Regen in die Traufe zu kommen. Letztlich muss aber jeder für sich entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, einen Schlussstrich zu ziehen und neu anzufangen.